Karmapunkte Vol. II (Verschärfte Version)
Geflügelwochen im Hause Neureich! Nach der Geschichte mit dem Mauersegler vom letzten Sonntag scheint es sich in der ornithologischen Welt herum gesprochen zu haben: Herr Neureich ist gut zu vögeln Vögeln!
An diesen warmen Abenden sind offene Fenster das Gebot der Stunde! Zur angenehmen Durchlüftung pflege ich am Abend auch das Küchenfenster zu öffnen! Kaum getan, saust ein gelber Blitz durchs offene Fenster herein, dreht einige Runden kreischend durch die Küche und setzt sich höchst zufrieden aufs Halogenlicht. Ein kurzer Blick und auch der Laie sieht: ein entflogener Wellensittich. Nun bin ich ja nicht der Freund von Käfighaltung! Wer einmal gesehen hat, mit welchem Geschick und mit welcher Freude sich ein solches Vögelein in seinem angestammten Element bewegen kann, dem muss das Herz bei dem Gedanken brechen, den Flattermann zeitlebens in einen kleinen Drahtverschlag zu sperren! Aber wieder hinaus in die Freiheit will der Gelbe auch nicht. Der Ornithologe weiß: ein Wellensittich ist ein Körnerfresser und solche findet er draußen nicht! Dieses Exemplar ist zudem höchst zahm und mit Ring am Bein versehen. Was tun? Einen Vogelkäfig hab´ ich nicht! Trill mit Jod Ess Elf Körnchen schon gar nicht! Rumtelefoniert, aber keiner aus Neureichs sozialem Umfeld besitzt hier artgerechtes Zubehör! Kaufen um 20.45 Uhr erscheint zunächst auch unmöglich! Ha, Metro hat noch auf!
Shit, dieser Laden ist mir zutiefst zuwider! So besitze ich auch keinen Ausweis dieser verhassten Ladenkette! Aber im Schreibtisch schlummert noch ein alter Ausweis von Herrn Neureich senior nebst einer etwa bierdeckelgroßen Vollmacht, ausgestellt auf Herrn Neureich junior! Also, Küchenfenster und –türe verschließen und auf zu diesem herzigen Einkaufstempel, dessen einziger Vorteil darin liegt, bis zweiundzwanziguhrirgendwas geöffnet zu haben.
Am Eingang lauert eine widerliche Alte in Metrouniform und mit meterlanger Kaffeefahne auf Kunden.
Neureich, den Ausweis mit dem Lichtbild von Herrn Neureich sen. reichend: „Guten Abend!“
Metrouniform, den Metroausweis einkassierend: „Kommse mal hierum!“
Neureich: „Stimmt was nicht?“
Metrouniform: „Dat sind sie ja wohl nicht hier auf dem Bild!“
Neureich: „Nö, is´vom Vatter!“
Metrouniform, im Kasernenton: „Vollmacht!“
Neureich: „Selbstverständlich, hier, bitte schön!“
Metrouniform: „Der ist nicht DIN A 4“
Neureich: ???
Metrouniform: „Dat geht so nicht! Vollmachten nur in DIN A 4!“
Neureich, mittelschwer verärgert: „Vollmacht ist Vollmacht!“
Metrouniform: „Na gut, aber nächstes Mal DIN A 4! Das ist hier Vorschrift!“
Neureich, mittelschwer aggressiv: „Ihr Problem!!! Dürfte ich jetzt vielleicht hier einkaufen?“
Metrouniform: „Ihren Ausweis!“
Neureich, mit erster Resignation: „Den haben Sie schon!“
Metrouniform: „Personalausweis!!!“
Neureich, reicht resigniert Perso: „Vielleicht auch noch´ ne Urinprobe?“
Metrouniform: ???
Stille! Jetzt holt Metrouniform einen etwa bierdeckelgroßen Stempel hervor und stempelt damit die bierdeckelgroße Vollmacht, trägt Ausweis- und Personalausweisnummer ein und schiebt sie über den Counter: „Unterschreiben!“
Neureich: „Wo genau darf ich denn unterschreiben?“
Metrouniform: „Rückseite! Vorn´ ist ja kein Platz mehr!“
Neureich, unterschreibend: „Darf ich jetzt hier einkaufen?“
Metrouniform wendet sich schweigend ab und dem nächsten zu, der sich erdreistet einkaufen zu wollen! Bedenklich, aber wahr: ein ca. fünfminütiger Kundenkontakt ohne „Danke“ und „Bitte“!
Puh, geschafft! Wo finde ich jetzt Vogelkäfig und Vogelfutter? Zum Glück finde ich schon nach kurzer Suche eine angestellte Fachkraft, die ich mit diesen Fragen konfrontiere. „Tierkäfige? – Nö, hammer nitt“. Wenigstens Vogelfutter finde ich sofort! Entgegen meiner Erwartungen gestaltet sich sodann die Bezahlung des Einkaufs problemlos! Damit war ja nach der Erfahrung am Eingang nicht unbedingt zu rechnen!
So geht es also ohne Vogelkäfig zurück und ich sehe mich schon mit freifliegendem und –kackendem Federvieh das Heim teilen. Aber halt, vielleicht hat der Herr Nachbar ja einen Vogelkäfig. Üblicherweise verbringt dieser Herr warme Sommerabende damit, die hunderttfünfzigtausend Buchsbäume in seinem Garten zu bewässern! Ein kurzer Blick über die Grundstücksmauer zeigt, daß er heute keine Ausnahme macht! Im Gegensatz zum Metroeinkauf gestaltet sich die Nachbarschaftshilfe völlig problemlos und nach fünf Minuten halte ich einen liebevoll verbeulten Vogelkäfig aus dem nachbarlichen Keller in den Händen.
Nun aber schnell zurück in die Küche, inzwischen ist es 22 Uhr, und den Vogel einfangen! Frau bzw. Herr Wellensittich genießt noch immer die Aussicht, die sich ihr/ihm von der Halogenlampe aus bietet. Wie mag man das Tier nur davon überzeugen, die neu gewonnene Freiheit gegen einen Platz in einen Minikäfig einzutauschen? Mensch und Tier verführt man ja gerne mit Speis und Trank! Nichts liegt also näher, als den Käfig mit Körnerfutter und Knabberstangen zu verzieren. Und siehe da, schon das Geräusch des noch verpackten Futters macht den Flattermann sichtlich nervös! Da läuft ihm glatt das Wasser im Schnabel zusammen!
So dekoriert steht der Käfig keine zwei Minuten leer und die Gier hat über den Freiheitsdrang gesiegt. Die Freiheit schien dann doch nicht so des Vogels Ding gewesen zu sein!
Und was mach´ ich nun mit dem Haustier? Gleich wird erstmal das Tierheim angerufen, vielleicht vermisst ihn ja wer! Vielleicht noch einen Aushang in Supermärkten und an Laternenmasten der Umgebung! Wenn nicht, muß ich ihm wohl einen Namen geben. Was nicht leicht ist! Ist das Tier Dame oder Herr, Mädchen oder Junge, Ulf oder Kirsten?
An diesen warmen Abenden sind offene Fenster das Gebot der Stunde! Zur angenehmen Durchlüftung pflege ich am Abend auch das Küchenfenster zu öffnen! Kaum getan, saust ein gelber Blitz durchs offene Fenster herein, dreht einige Runden kreischend durch die Küche und setzt sich höchst zufrieden aufs Halogenlicht. Ein kurzer Blick und auch der Laie sieht: ein entflogener Wellensittich. Nun bin ich ja nicht der Freund von Käfighaltung! Wer einmal gesehen hat, mit welchem Geschick und mit welcher Freude sich ein solches Vögelein in seinem angestammten Element bewegen kann, dem muss das Herz bei dem Gedanken brechen, den Flattermann zeitlebens in einen kleinen Drahtverschlag zu sperren! Aber wieder hinaus in die Freiheit will der Gelbe auch nicht. Der Ornithologe weiß: ein Wellensittich ist ein Körnerfresser und solche findet er draußen nicht! Dieses Exemplar ist zudem höchst zahm und mit Ring am Bein versehen. Was tun? Einen Vogelkäfig hab´ ich nicht! Trill mit Jod Ess Elf Körnchen schon gar nicht! Rumtelefoniert, aber keiner aus Neureichs sozialem Umfeld besitzt hier artgerechtes Zubehör! Kaufen um 20.45 Uhr erscheint zunächst auch unmöglich! Ha, Metro hat noch auf!
Shit, dieser Laden ist mir zutiefst zuwider! So besitze ich auch keinen Ausweis dieser verhassten Ladenkette! Aber im Schreibtisch schlummert noch ein alter Ausweis von Herrn Neureich senior nebst einer etwa bierdeckelgroßen Vollmacht, ausgestellt auf Herrn Neureich junior! Also, Küchenfenster und –türe verschließen und auf zu diesem herzigen Einkaufstempel, dessen einziger Vorteil darin liegt, bis zweiundzwanziguhrirgendwas geöffnet zu haben.
Am Eingang lauert eine widerliche Alte in Metrouniform und mit meterlanger Kaffeefahne auf Kunden.
Neureich, den Ausweis mit dem Lichtbild von Herrn Neureich sen. reichend: „Guten Abend!“
Metrouniform, den Metroausweis einkassierend: „Kommse mal hierum!“
Neureich: „Stimmt was nicht?“
Metrouniform: „Dat sind sie ja wohl nicht hier auf dem Bild!“
Neureich: „Nö, is´vom Vatter!“
Metrouniform, im Kasernenton: „Vollmacht!“
Neureich: „Selbstverständlich, hier, bitte schön!“
Metrouniform: „Der ist nicht DIN A 4“
Neureich: ???
Metrouniform: „Dat geht so nicht! Vollmachten nur in DIN A 4!“
Neureich, mittelschwer verärgert: „Vollmacht ist Vollmacht!“
Metrouniform: „Na gut, aber nächstes Mal DIN A 4! Das ist hier Vorschrift!“
Neureich, mittelschwer aggressiv: „Ihr Problem!!! Dürfte ich jetzt vielleicht hier einkaufen?“
Metrouniform: „Ihren Ausweis!“
Neureich, mit erster Resignation: „Den haben Sie schon!“
Metrouniform: „Personalausweis!!!“
Neureich, reicht resigniert Perso: „Vielleicht auch noch´ ne Urinprobe?“
Metrouniform: ???
Stille! Jetzt holt Metrouniform einen etwa bierdeckelgroßen Stempel hervor und stempelt damit die bierdeckelgroße Vollmacht, trägt Ausweis- und Personalausweisnummer ein und schiebt sie über den Counter: „Unterschreiben!“
Neureich: „Wo genau darf ich denn unterschreiben?“
Metrouniform: „Rückseite! Vorn´ ist ja kein Platz mehr!“
Neureich, unterschreibend: „Darf ich jetzt hier einkaufen?“
Metrouniform wendet sich schweigend ab und dem nächsten zu, der sich erdreistet einkaufen zu wollen! Bedenklich, aber wahr: ein ca. fünfminütiger Kundenkontakt ohne „Danke“ und „Bitte“!
Puh, geschafft! Wo finde ich jetzt Vogelkäfig und Vogelfutter? Zum Glück finde ich schon nach kurzer Suche eine angestellte Fachkraft, die ich mit diesen Fragen konfrontiere. „Tierkäfige? – Nö, hammer nitt“. Wenigstens Vogelfutter finde ich sofort! Entgegen meiner Erwartungen gestaltet sich sodann die Bezahlung des Einkaufs problemlos! Damit war ja nach der Erfahrung am Eingang nicht unbedingt zu rechnen!
So geht es also ohne Vogelkäfig zurück und ich sehe mich schon mit freifliegendem und –kackendem Federvieh das Heim teilen. Aber halt, vielleicht hat der Herr Nachbar ja einen Vogelkäfig. Üblicherweise verbringt dieser Herr warme Sommerabende damit, die hunderttfünfzigtausend Buchsbäume in seinem Garten zu bewässern! Ein kurzer Blick über die Grundstücksmauer zeigt, daß er heute keine Ausnahme macht! Im Gegensatz zum Metroeinkauf gestaltet sich die Nachbarschaftshilfe völlig problemlos und nach fünf Minuten halte ich einen liebevoll verbeulten Vogelkäfig aus dem nachbarlichen Keller in den Händen.
Nun aber schnell zurück in die Küche, inzwischen ist es 22 Uhr, und den Vogel einfangen! Frau bzw. Herr Wellensittich genießt noch immer die Aussicht, die sich ihr/ihm von der Halogenlampe aus bietet. Wie mag man das Tier nur davon überzeugen, die neu gewonnene Freiheit gegen einen Platz in einen Minikäfig einzutauschen? Mensch und Tier verführt man ja gerne mit Speis und Trank! Nichts liegt also näher, als den Käfig mit Körnerfutter und Knabberstangen zu verzieren. Und siehe da, schon das Geräusch des noch verpackten Futters macht den Flattermann sichtlich nervös! Da läuft ihm glatt das Wasser im Schnabel zusammen!
So dekoriert steht der Käfig keine zwei Minuten leer und die Gier hat über den Freiheitsdrang gesiegt. Die Freiheit schien dann doch nicht so des Vogels Ding gewesen zu sein!
Und was mach´ ich nun mit dem Haustier? Gleich wird erstmal das Tierheim angerufen, vielleicht vermisst ihn ja wer! Vielleicht noch einen Aushang in Supermärkten und an Laternenmasten der Umgebung! Wenn nicht, muß ich ihm wohl einen Namen geben. Was nicht leicht ist! Ist das Tier Dame oder Herr, Mädchen oder Junge, Ulf oder Kirsten?
Neureich - 24. Jun, 09:12