Pottschnittsprecher
Im letzten Drittel der 90er-Jahre legte der damalige Arbeitgeber großen Wert auf die berufliche Weiterbildung seiner Knechte. Für mich hatte er sich dazu ein Seminar auserkoren, das die Teilnehmer auf proffesionelles Auftreten vor Fernsehkameras vorbereitet. Eigentlich ein ganz lustiges Ding, denn die Probanden durften nach kürzester Vorbereitungszeit völlig unbekanntes Zeugs vor einer Videokamera absondern, anschließend wurde es zur Belustigung der Kursteilnehmer abgespielt und bierernst kommentiert und kritisiert. Keine Frage, intelektuelle Höchstleistungen waren hier nicht gefragt. Schon zur Mittagspause des ersten Tages war mir klar, das wesentliche Augenmerk würde auf die Abendgestaltung zu setzen sein. Während sich vor laufender Kamera die Lehrgangskollegen an ihren Statements versuchten, überlegte ich also, was in diesem Ort an einem wenig attraktiven Wochentag zu unternehmen sei. Nun muß man hier einfügen, es handelte sich um einen touristisch durchaus bekannten Ort an einer der attraktivsten Stellen des Rheines. Im Laufe des Abends stellte sich aber heraus, daß eben dieser Ort zu dieser Jahreszeit wochentags nicht mehr als verödete Weinlokale zu bieten hatte. Nach einem kurzen Rundgang durch das Weindörfchen landete ich also – wie befürchtet – in der Kneipe der Seminaranstalt. Man hört ja mitunter recht anregende Dinge von solchen Bildungsmaßnahmen und über die auflockernde Wirkung von Seminarabschlußbieren auf Kolleginnen und Kollegen...aber hier herrschte nichts als tote Hose! Immerhin saß ein weiterer Mensch aus jenem Kameraseminar konsumierend an der Bar. Ein eher farbloser Geselle, aber immerhin eine Alternative zur „Lonesome-Cowboy-Nummer“ an der Theke. Dazugesetzt, losgequatscht! Maskuliner Smalltalk über Frauen, Fußball und Autos mochte mit dem Herren nicht recht in Gang kommen, daher landete man zügig bei den eigenen Berufsbildern. Und schau an – und hier gewinnt der Eintrag rasant an Aktualität – der Thekennachbar war einer der Pressesprecher der damaligen Umweltministerin. Diese Dame war damals, vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch daran, mit einem sehr sehr spröden Image gesegnet. Darauf angesprochen versicherte der spröde Sprecher glaubhaft und mit verzweifeltem Blick, dem „Leitungsstab" des Ministeriums sei dies sehr sehr bewußt. Allerdings sei die Chefin hier völlig beratungsresistent und seiner bescheidenen Meinung zufolge müßten hier selbst die herausragendsten Köpfe der Mode-, Designer- und Beratungsbranche ratlos abwinken. Und dann erst die Frisur...! Hey, so dachte ich mir damals und denke es heute noch, ein interessantes Männergespräch auch ohne Fußball und Autos, jedoch mit Frau, diesmal aber anders als gewohnt! Den Werdegang jener Lady haben wir alle irgendwie und mit unterschiedlicher Intensität verfolgt, ob freiwillig oder nicht. Die Umweltministerin überstand kurze Zeit später mehr schlecht als recht einen Skandal um verstrahlte Atommüllzüge. Als der große dicke Gönner dem Medienkanzler weichen mußte, ging es zunächst einmal in die zweite Reihe. Von dort aus wurde der große dicke Gönner abgesägt und der Vorsitz in einer Volkspartei übernommen. Neulich gab es als bisherige Krönung eine Urkunde vom Bundespräsidenten. Und der spröde Sprecher wurde Lügen gestraft, denn - wie auch immer das geschafft wurde – sie kommt nicht weniger attraktiv oder unattraktiv als der Durchschnitt ihres Jahrgangs daher.
Den Sprecher habe ich nie im Fernsehen gesehen. Die damalige Chefin ist gerade medienmäßig überdurchschnittlich vertreten. Neureich hat´s nach dem Seminar immerhin dreimal in die Tagesschau geschafft.
Exkurs: In rheinischer Mundart ist ein (Koch-) Topf ein Pott! Hat also nix mit illegalen Rauchwaren oder legalen Apple-Produkten zu tun! Mehr mit „Prinz-Eisenherz-Frisuren“ ohne Vokuhila!
Den Sprecher habe ich nie im Fernsehen gesehen. Die damalige Chefin ist gerade medienmäßig überdurchschnittlich vertreten. Neureich hat´s nach dem Seminar immerhin dreimal in die Tagesschau geschafft.
Exkurs: In rheinischer Mundart ist ein (Koch-) Topf ein Pott! Hat also nix mit illegalen Rauchwaren oder legalen Apple-Produkten zu tun! Mehr mit „Prinz-Eisenherz-Frisuren“ ohne Vokuhila!
Neureich - 24. Nov, 21:12