Neureichs Annalen

Zu den gerne gesendeten Bildern in deutschen Nachrichtensendungen gehörten in letzter Zeit ganz unbestreitbar jene von überfluteten Landstrichen. Erst traf´s die Bayern, Österreicher und Schweizer, dann kamen die Wirbelstürme in den Südstaaten der USA. Letztere lieferten auch noch einige immer wieder gern gesendete Bilder von plündernden Einwohnern, die sich mit vor sich her schwimmenden Plastikboxen voller Bierflaschen den Weg durch die Fluten bahnten.

Ja, ja, die Amis, so mag sich mancher gedacht haben, sobald die Bullen weg sind, bricht alles zusammen! Gut, daß das bei uns nicht passieren kann!

Da bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher. Zumindest marketingmäßig stellt man sich auch hierzulande darauf ein, daß die Zeiten nicht nur feuchter, sondern auch härter werden!

Die Werbeabteilung eines daxnotierten inländischen Versorgers hat prompt reagiert und verspricht der Kundschaft den Stromanschluß auch im Fall der Fälle!

Das beruhigt doch, oder?!

Ein Babyblog wird dies gewiß nicht werden, dennoch: über die der Fortpflanzung förderlichen Taten wurde hier ja ab und an gesprochen und ... das waren keine leeren Worte. Der Klapperstorch hat heute „just in time“ einen kleinen Herrn Neureich geliefert! Fit und gesund, was die Hauptsache ist! Gleiches gilt für die Mutter, was ebenso erfreulich ist!

„Wenn schon zwei Kinder, dann von zwei Müttern!“ war einer meiner Sprüche, die Freunde gerne zum Leid ihrer Freundinnen zitierten. Alles holt einen irgendwie irgendwann irgendwo ein! Gut so, schön so, Schampus allez!

Jamaika ist ja neuerdings in aller Munde. Für alle anderen Koalitionen wird jedoch immer nur das fade Farbenspiel bzw. eine schnöde Lichtzeichenanlage als Synonym verwendet. Dabei gibt es doch noch andere schöne Fahnen. Nix gegen Jamaika, aber das hier wäre doch auch schön:

- statt rot-gelb-grüner Ampel z.B. die „Burkina-Faso-Koalition“


- „Papua-Neuguinea-Koalition“ klingt doch schon viel freundlicher als „große Koalition“

(etwas störend in der Flagge ist vielleicht der gelbe Klecks, trotzdem ist diese Flagge bundesweit konsensfähiger als die Vereinsfahnen von Eintracht Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen)

- „Marokko-Koalition“ nähme dem Szenario „rot-rot-grün“ zumindestens verbal den Schrecken


Sind, wie ich finde, allesamt politisch wegweisende Bezeichnungen!

Ja was denn nun? Merkel und Schröder haben beide verloren und proklamieren sich beide zum Sieger! Die Krönung war ja wohl des Kanzlers Auftritt in der sog. Elefantenrunde: lautstarker Machtanspruch ohne eigene Mehrheit. So was geht nach meinen bescheidenen Rechenkünsten nur mit den Stimmen der Linkspartei, es sei denn man spekuliert auf ein paar Stimmen von Union und FDP. Ich konnte mich des Eindrucks nicht verwehren, daß der gute Herr Schröder nach der ersten Prognose ein paar flüssige Prozente dazu getankt hatte!

Schauen wir doch mal ins Grundgesetz, denn dort hat man aufgeschrieben, wie so eine Bundeskanzlerwahl abläuft. Nach Artikel 63 ist nämlich jetzt wieder der Bundespräsident am Zug. Und wenn hier keiner eine tragfähige Mehrheit mitbringt, dürfte er wohl jene Person vorschlagen, deren Verein über die meisten Sitze im Bundestag verfügt.

Auf jeden Fall ist das gut für die Allgemeinbildung des Wahlvolks: erst die Parlamentsauflösung und jetzt eine Regierungsbildung unter erschwerten Bedingungen, manch einer wird sich wundern, was die Verfassung außer Grundrechten noch so alles zu bieten hat!

Noch vor dem Karlsruher Urteil zu Hottes Bundestagsauflösungsentscheidung fand sich im Briefkasten die Einladung des örtlichen Wahlleiters, am 18.09. doch bitte ins Wahllokal zu kommen. Obwohl ich ja gerne Lokale aller Art aufsuche, man weiß ja nie, ob man nicht an einem Sonntag doch etwas besseres vorhat. Das freundliche Angebot des Wahlleiters, die Stimme auch per Post abzugeben, kam da gerade recht. So folgte der Einladung zur Wahl schon Ende August der Wahlschein. Bequem läßt sich die staatsbürgerliche Pflicht am heimischen Schreibtisch erfüllen und das auch noch unbelastet vom Wahlkampf und -krampf. Aber wo das Kreuzchen machen? Wähle ich einen, der schon aufgegeben hat? Oder seinen Vize, dem die Akten seines Ministeriums zu langweilig waren? Oder die Dame, die die Mehrwertssteuer erhöhen will um die Lohnnebenkosten zu senken, obwohl mich doch gar keine Lohnnebenkosten belasten? Oder die blassen Liberalen, die...ja, was wollen die eigentlich? Oder Linkspartei, immerhin ein neuer Name, aber das ist doch der Oskar und seine Ossitruppe – ne, SED wähle ich nicht, die Grenztruppen waren früher immer so blöd zu mir, wenn ich nach Berlin fahren wollte, da bin ich nachtragend, das geht gar nicht! Die Pogopartei vielleicht, schon wegen der Mitfickzentralen? Schade, die stehen ja gar nicht auf dem Zettel. Graue Panther, bibeltreue Christen, Tierschutzpartei, Marx-Lenin, Nationaldeppen? An der Uni gab´s einmal eine blaue Partei, die wollten den Alkohol von der Steuer befreien, leider treten sie nicht zur Bundestagswahl an! Also mache ich das was alle machen und mache mein Kreuz dort, wo ich´s immer gemacht habe! Und dann ab in den Briefkasten damit!

Das Angenehme an der frühzeitigen Briefwahl ist, daß man sich völlig entspannt das Wahlkampfgetöse anhören kann! Außensicht sozusagen! Einen leckeren roten Chilenen entkorken und milde lächelnd zuschauen, wie sie sich alle um meine Stimme bemühen, die längst abgegeben ist! Ja, ich schaue gerne anderen bei der Arbeit zu und bei der nächsten Wahl mach´ ich das wieder!